14.10. – 26.10.19 Gaelscoil Thomais Daibhis

Gaelscoil Thomais Daibhis
Magh Ealla Co Chorcai
Cork County P51EY22
http://www.gaelscoilthomaisdaibhis.ie/

In den Herbstferien 2019 war Maike Alex von derEichendorffschule für einige Tage Gast bei der Gaelscoil Thomais Daibhis in Mallow/Irland.

Die Gaelscoil Thomais Daibhis liegt in der Kleinstadt Mallow im County Cork, Südirland. Sie existiert seit 1985. Die Schule ist eine irische Grundschule mit ca. 428 Kindern, 21 Lehrerinnen und Lehrern, 4 Integrationshelfern (Special Needs Assistants), einem Schuldirektor und einer Konrektorin. Die jüngsten Kinder sind 4 Jahre und die ältesten 13 Jahre alt (Junior Infant – Year 6). Die Grundschule umfasst somit 8 Schuljahre (16 Klassen), bevor die Kinder auf eine weiterführende Schule wechseln. Die Klassengrößen variieren zwischen 22 und 31 Kindern (im Durchschnitt 27-28). Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund ist minimal. Ungefähr 9-10 Kinder haben besonderen Förderbedarf und werden durch innere oder äußere Differenzierung und Integrationshelfer inklusiv unterstützt. Der Unterricht beginnt um 8:45 Uhr und endet um 14:30 Uhr, dazwischen sind zwei Frühstücks- und Spielpausen. Im Anschluss finden noch AGs statt, die von manchen Lehrern freiwillig und unentgeltlich angeboten werden. Die Kinder haben in jedem Jahr einen anderen Klassenlehrer. Viele Klassenlehrer haben daher über mehrere Jahre denselben Jahrgang. Ein Schuljahr besteht aus drei Terms (Trimester).

Schulprofil

Zum besonderen Schulprofil der Schule als sogenannter „Gaelscoil“ gehört neben dem modernen Bau, dem sehr jungen Kollegium und der freundlichen Atmosphäre die Tatsache, dass der Unterricht nahezu vollständig auf Irisch (als Zweitsprache) stattfindet, was sie von den meisten anderen Grundschulen unterscheidet. Lediglich in den Englischstunden wird Englisch gesprochen. Die Kinder dieser Region Irlands haben jedoch in der Regel keine oder nur geringe Irisch-Kenntnisse, wenn sie mit der Schule beginnen, d.h. auch in den Herkunftsfamilien wird zumeist kein Irisch gesprochen. Nur wenige waren in der irischen Vorschule. Sie erwerben diese Sprache in Wort und Schrift in der Grundschule und haben auch in jedem Jahrgang spezielle Schulbücher hierfür. Der Erwerb dieser für viele nahezu unbekannten, aber in der Umwelt präsenten Sprache, nimmt verständlicherweise viel Unterrichtszeit ein und wird durch systematisches Lernen anhand von Schulbüchern unterstützt. Die Kinder sprechen in den mittleren und höheren Klassen jedoch sehr viel Irisch untereinander, leisten sprachlich ausführliche Beiträge und werden angehalten, sich in vollständigen Sätzen auszudrücken. Auch die Lehrer übernehmen Vorbildfunktion und sprechen untereinander Irisch. In der weiterführenden Schule ist Irisch mit bis zu 5 Stunden pro Woche ein Pflichtfach.

Die Schule zeichnet sich weiterhin durch eine gute mediale Ausstattung und deren Nutzung im Unterricht aus. Zum Schul-programm gehört eine mehrfach prämierte Roboter-AG.

Ausstattung mit modernen Medien

Die Ausstattung mit modernen Medien wurde zum Teil durch staatliche Förderung und zum Teil durch „Fundraising“ (Spendenaktionen) ermöglicht.

  •  Jede Klasse ist mit einem Whiteboard, einer Digitalkamera und einem Computer für den Lehrer ausgestattet.
  • In 9 von 16 Klassen gibt es besondere Mikrofone mit dazu gehörigen, im Raum verteilten Lautsprechern zur stimmlichen Entlastung des Lehrpersonals.
  • Im Computerraum sind 25 Computer.
  • Die Schule verfügt über 18 Laptops und 2 Tablets.

Die Schule nutzt seit ca. 10 Jahren intensiv moderne Medien im Unterricht, allerdings ohne besondere Lehrerfortbildung, sondern vielmehr durch „learning by doing“.

Nutzung moderner Medien im Unterricht

In allen Klassen wird das Whiteboard als Medium intensiv und konstant genutzt. Während der Hospitationszeit wurden moderne Medien (Whiteboard, Dokumentenkamera) in den beobachteten Unterrichts-sequenzen vielfältig und kreativ eingesetzt, so zum Beispiel beim…

  • Wiederholen von Buchstaben (optische und akkustische Diskriminierung, Junior Infants),
  • ersten Erlesen von Wörtern auf Irisch,
  • gemeinsamen Erlesen von jahreszeitlichen Gedichten,
  • Erlesen von Rezepten (Sachunterricht),
  • täglichen Abschreiben von Hausaufgaben,
  • Mitsingen und Hören von Liedern (Karaoke, Kinderdisco),
  • bei der Demonstration von Aufgabenstellungen im Kunst-unterricht,
  • Nachschlagen von unbekannten Sachverhalten, beim gemeinsamen Recherchieren,
  • Erläutern eines Webquests zum 2. Weltkrieg (Geschichte).

Die Kinder werden auch häufig gebeten, das Whiteboard selbst zu nutzen, spielerische Übungen auszuführen, die richtige Antwort anzuklicken etc.

Nutzung moderner Medien

in der Schulorganisation und in der Kommunikation

Die Schule verfügt wie andere irische Schulen über eine Internetplattform namens „Aladin“. Hierbei handelt es sich um ein Schulmanagementsystem. Für jedes Kind wird ein Profil/ein Ordner angelegt. In diesem Ordner wird von den jeweiligen Lehrern über Jahre hinweg neben allgemeinen Schülerdaten, Kontaktdaten, Fehlzeiten und Zeugnissen die individuelle Lernentwicklung in Hauptfächern wie Mathematik, Englisch, Irisch und Sachunterricht dokumentiert. Diese wird zum Beispiel graphisch in Balken – und Kreisdiagrammen dargestellt und in Relation zu den Ergebnissen von standardisierten Tests gesetzt, die die allgemeine Leistungsfähigkeit überprüfen. Die Schulleitung hat so über Jahre unmittelbaren Zugriff auf jeden einzelnen Schüler und auf seine Lernleistung; Klassen- und Fachlehrer können über das Smartphone Eingaben machen und einsehen. Es finden allerdings nur die wichtigsten Testergebnisse Eingang in die Plattform. Beim Übergang in die weiterführende Schule wird der Inhalt des Schülerprofils mit dem Einverständnis der Eltern an die aufnehmende Schule übermittelt. Auch beim jährlichen Wechsel des Klassenlehrers wird „Aladin“ zur Klassenübergabe genutzt.
Die Internetplattform dient auch zum kurzfristigen Versenden von Nachrichten der Schulleitung via Smartphone an das Kollegium, also als Kommunikationsmedium. Eltern haben über eine App Zugang und können über das Smartphone Nachrichten, wichtige Infos oder Emails durch Aladin erhalten.

Roboter-AG

Die Schule wurde mehrfach für ihre Leistungen im Gebiet „Robotics“ ausgezeichnet und nimmt regelmäßig mit großem Erfolg an aufwändigen, landesweiten Wettbewerben teil. Es handelt sich hierbei um eine AG, die an zwei Nachmittagen in der Woche stattfindet. Hierbei arbeiten die Schüler in mehreren Gruppen von bis zu 5 Schülern aufgabenteilig jeweils am Bau eines Roboters aus Lego und werden dabei von 2 Lehrern intensiv und ehrenamtlich unterstützt. Nach dem Bau werden die Roboter über eine Software auf Tablets programmiert. Der Arbeitsprozess wie auch die Arbeitsergebnisse werden ausführlich schriftlich und durch Fotos dokumentiert und für die Gruppen, die am zweiten Nachmittag an denselben Robotern arbeiten, zugänglich gemacht. Die gemeinsame Arbeit an den Robotern erfordert sehr viel Interaktion, Kooperation, Problemlöseverhalten, Genauigkeit und Konzentration. Die Lehrer begleiten den Arbeitsprozess intensiv. Dieses Programm wurde durch eine Teilnahme mehrerer Lehrer am Erasmus-Programm initiiert.

Fremdsprachenlernen

Der Fremdsprachenunterricht umfasst die Sprachen Französisch und Deutsch. Im 3. Teil eines jeden Schuljahres (Trimester) beschäftigen sich die Kinder mit jeweils einer Fremdsprache, im 3. und 5. Schuljahr mit Französisch und im 4. und 6. Schuljahr mit Deutsch (als Begegnungssprache).

Unterricht in Deutsch als Fremdsprache/Begegnungssprache

Die Inhalte des Deutschunterrichts wurden mit den jeweiligen Lehrern kurzfristig abgesprochen. In den jüngeren Klassen übten wir anhand von Liedern, Ratespielen und Flashcards die Zahlen und Farben auf Deutsch. Die älteren Klassen hatten viele Fragen zu Deutschland und zu deutscher Geschichte, berichteten aber auch ihrerseits von der irischen Geschichte. Anhand von Bildmaterial sprachen wir über deutsche Sehenswürdigkeiten.  In einer 5. Klasse inszenierten wir das Lied „Dornröschen war ein schönes Kind“ mit Requisiten und Verkleidung. In mehreren Klassen schrieben wir eine Postkarte auf Deutsch an unsere Familien aus einem fiktiven Urlaub aus Deutschland. In allen Klassen probierten die Kinder kleine deutsche Spezialitäten.

Besondere Highlights der Hospitatioszeit

Die Hospitationszeit gewährte einen intensiven und facettenreichen Einblick in das vielseitige Schulleben der Gaelscoil Thomais Daibhis. Dieses wurde vor allem von einer tollen Arbeitsatmosphäre getragen. Die Schulleitung und das gesamte Lehrerteam waren zu jeder Zeit ansprechbar und trotz eines anspruchsvollen Schulalltags außerordentlich freundlich und offen. Es wurden keine Mühen gescheut, um die Hospitationszeit spannend und abwechslungsreich zu gestalten, z.B. durch…

  • ein irisches Willkommens- und Abschiedsfrühstück für das gesamte Team,
  • ausführliche Gespräche mit der Schulleitung,
  • die Teilnahme an der Roboter-AG,
  • den Kunstunterricht zur Halloweenzeit,
  • die Halloween-Disco in der Aula,
  • die Teilnahme an den Orchesterproben und Chorproben,
  • eine Blumenzwiebel-Pflanzaktion im Schlosspark,
  • gemeinsames Kürbissuppe-Kochen,
  • gemeinsames Backen,
  • Ausflug zur Tropfsteinhöhle mit unterirdischer Orchesterprobe des Schülerorchesters,
  • den intensiven Austausch über die Nutzung von Technologien im Unterricht und das irische Schulsystem,
  • gemeinsames Abendessen mit den Kollegen,
  • die landeskundlichen Fragen der Schüler und Schülerinnen zu Deutschland, zur deutschen Geschichte, zum deutschen Schulsystem und zur deutschen Sprache,
  • die Berichte der Schüler und Schülerinnen über die irische Geschichte
  • und natürlich die Möglichkeit, während des Aufenthaltes Deutsch als Fremdsprache in verschiedenen Klassenstufen zu unterrichten.